Schloßstraße 19
3500 Krems an der Donau
3500 Krems an der Donau
Funktion als Klosterhof gesichert
Erhaltungszustand
Bestand erhalten
Kloster oder Institution
Datierung
Zugänglichkeit
Der einstige Klosterhof des Stiftes Aldersbach, heute besser bekannt als Trautinger Hof oder sog. Beethovenhaus, liegt in Gneixendorf in der Schlosstraße 19 nordöstl. außerhalb des Straßendorfes, ca. 300 m nordöstl. der Ortskapelle in einem Areal, das, ebenso großflächig wie der angrenzende Ort, von dem Trautingerhof und dem unmittelbar gegenüberliegenden Schloss Wasserhof (vgl. 12109 Baumgartenberger Hof) geprägt ist. Diese zwei räumlich direkt aneinandergrenzenden, bis vor kurzem aber jeweils geschlossenen Hofgefüge sind von einer überaus wechselvollen Besitzgeschichte geprägt, in welcher sie zeitweise zusammengelegt unter einem privaten Eigentümer, über die längste Zeit aber im Besitz von jeweils unterschiedlichen Klöstern oder Privateigentümern standen.
Im Zuge des Projektes konnte das Hauptgebäude des Trautinger Hofes großteils begangen werden, während die in Teilen noch erhaltenen Nebengebäude nicht zugänglich und maximal von außen zu beurteilen waren.
Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Aldersbacher Hof 1" (Lagebeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/54-aldersbacher-hof-1
Das Kloster Aldersbach besaß bereits seit dem 12. Jh. Weingärten in der Gegend um Krems (vgl. BayHStA KU Aldersbach 1140; vgl. BAW (Hg.) 1765, S. 356, Nr. 3), 1214 wird in der Besitzbestätigung durch Papst Innozenz III. für das Kloster auch eine grangia Gnausendorf genannt (BayHStA, KU Aldersbach 1214 März 23; BAW (Hg.) 1765, S. 365, Nr. 12).
In einem 1665 geschlossenen Vertrag mit dem Kloster Lilienfeld wird angegeben, auf welche Weise das Kloster Aldersbach in den Besitz des Hofes gelangte, der vom Passauer Domherrn Reinprecht an das Kloster Aldersbach übertragen wurde ([...] wegen des frey aigenthumblichen Hofs zu Gneissendorf, der Münichshof genannt, welcher von weillandt Reinprechten Thumbherrn des Hochstüffts Passau an erstbenanntes Closter Alderspach aigenthumblich kommen [...]. BayHStA, KU Aldersbach 1665 Okt 30). In 3 Urkunden aus 1283 wird unter den Zeugen Otto villicus de Gneussendorf genannt – mglw. war er der Hofmeister (BayHStA, KU Aldersbach 1283 Mai 17; 1283 Juni 18). 1289 bekundete Abt Heinrich von Aldersbach in einer mit Ausstellungsort apud villam Gnevssendorf ausgestellten Urkunde, dass von seiner curia aput in villam Gnevssendorf dem Kloster Zwettl jährlich 7 ß zu dienen sind (Frast 1851, S. 336). In den Grundbüchern des Freihofs in Weinzierl der zum Kloster Zwettl gehörigen Herrschaft Gobelsburg lässt sich dieser Grunddienst von 1568 bis 1801 nachverfolgen (vgl. NÖLA, KG Krems 69/17, fol. 105r; 69/18, fol. 112v; 69/19, fol. 185r). Im letzten Grundbuch des Freihofs Weinzierl, das den Zeitraum 1733 bis 1836 umfasst, wird der Hof der Herren von Aldersbach in Gneixendorf als Haus Nr. 6 bez., die Abgaben an Zwettl wurden bis 1801 verzeichnet (vgl. NÖLA, KG Krems, 69/20, fol. 201r; 69/41, fol. 106v). Auch in den Grundbüchern des dem Kloster Berchtesgaden zugehörigen Eisenthürhofes in Krems, die ab 1470 erhalten sind, scheint das Kloster Aldersbach mit seinem Hof in Gneixendorf mit einem Grunddienst von 3 ß 25 d auf (vgl. DASP, GB Ethf 1470, fol. 1r, 64r, 86r, 142r, 181v, 238r, 272r u. 306r). Dieser Grunddienstbetrag bleibt über die Jh. gleich und scheint auch im Grundbuch der Stadt Krems von 1733–1829 auf, in dem die vom Kloster Berchtesgaden 1743 angekauften Dienste eingetragen sind (vgl. NÖLA, KG Krems 116/6, S. 690). Auch im Grundbuch 1830–1850 scheint der Hof Nr. 6 in Gneixendorf und davor der Aldersbacher Hof mit demselben Grunddienst auf (vgl. NÖLA, BG Krems 27/2, S. 282).
Das zeitlich anschließende Grundbuch des Bezirksgerichtes Krems, das von etwa 1870 bis 1990 reicht, belegt durch die Namen der Besitzer*innen eindeutig, dass es sich bei sämtlichen angeführten Nennungen um den sog. Trautinger Hof handelt (vgl. BG Krems, GB Gneixendorf I, fol. 9r); auch die in beiden Grundbüchern aufscheinende Bezeichnung Hof Nr. 6 macht deutlich, dass es sich um dasselbe Gebäude handelt, das zu 2 verschiedenen Grundbüchern dienstbar ist (vgl. NÖLA, KG Krems, 69/20, fol. 201r; vgl. NÖLA, BG Krems 27/2, S. 282).
1574 verkaufen Abt Bartholomäus und der Konvent des Klosters Aldersbach den frey aygenthümblich Hof bei Gneigsendorff (im Kaufvertrag als Münichhof bez.) samt etlichen Purgkhrecht oder yberland diennsten und aller anderer seiner ein- und zuegehöring und in sunderhait für 5,5 Joch Weingarten in der Krembsleitten […] an Georg Bair (Bayr), Röm. Kay. Maj. Rath und Schlüsselamtmann zu Krems (StiA Lilienfeld, 1574 Feb 24; NÖLA, KG Krems 58/4, fol. 15r). Im Dezember 1574 erfolgte die Bitte des Abtes an die nö. Verordneten, den Hof, der zum Kloster Zwettl dienstbar sei, bei der Klostergült ab- und Georg Bair zuzuschreiben (vgl. NÖLA, StA Urk. Nr. 5.310 – 1574 Dez 16). In den Grundbüchern des Eisenthürhofes ist dieser Verkauf vermerkt, allerdings bezahlte das Kloster Aldersbach auch weiterhin die Diennst selbst von dißem Hoff und darinen beschribnen Weingarten (NÖLA, KG Krems 58/4, 15r).
1624 beeinspruchte der nunmehrige Abt Michael Kirchberger den damaligen Verkauf – ein Notariatsinstrument mit 7 Zeugenaussagen von Männern, die den Abt und die Verhältnisse zu dieser Zeit gekannt haben, soll belegen, dass der Hof unter dem damaligen Abt Bartholomäus in das Abwesen geraten und durch dessen Hofmeister Martin Spänniger 1574 unrechtmäßig veräußert worden war. Nach Aussagen der Zeugen sei Abt Bartholomäus 1577 abgesetzt worden, der Konvent habe zu diesem Zeitpunkt nur mehr aus einem Mönch namens Michael bestanden; in den Jahren davor seien mehrere Mönche verstorben. Unter Abt Bartholomeus sei ein Cammerer namens Martin Späninger, der khözerischen Religion halber [aus dem Kloster] hinweggeschafft worden, welchen Herr Abbt zu seinem Hofmaister in Österr. gemacht, welcher Hofmaister alsdann tempore habitae administrationis den strittigen Hoff zu Gneixendorff dem Schlisslambtman verkhaufft und obschon nach herauf geschribener relation den Herrn Michaeln der Khauff nit gefallen, auch hierein nit willigen wollen, sey es doch ex parte Abbatis bey des Späningers verhandlung bliben (BayHStA, KU Aldersbach 1624 Feb 8). Lt. Pietrusky konnte der Hof 1624 mit großer Mühe und hohen Kosten wieder zurückerlangt werden (vgl. Pietrusky 2018, S. 37).
1665 schloss das Kloster Aldersbach einen Vertrag mit dem Kloster Lilienfeld, durch den der Münchshof zu Gneixendorf zunächst bestandsweise, nach 2 Jahren aber kaufweise an Lilienfeld übergehen sollte (BayHStA, KU Aldersbach 1665 Okt 30). 1667 wurde der Kaufvertrag zw. Abt Malachias v. Aldersbach und Abt Mathias v. Lilienfeld abgeschlossen, wonach des Closters alhie frey aigenthomblichen Hof zu Gneissendorf (der Minichshof genant) in under Österreich ligent mit all dessen von altershero rechtlichen ein: und zugehör als Äckhern, Wissen und Weingärtten, item sibenzehen umb und zu Gneissendorf, Teuss und Waidtling ligent, ebenfahls zu obberiert unserm Closter alda uralt angehörige grosse Grundt und thails vogthänliche Underthanen mit all deren gleichmessigen zugehör, äckhern, wissen, waiden und Weingärtten um die Kaufsumme von 3.000 fl übergeht (StiA Lilienfeld, Alte Registratur Karton 2 A III, IV, Faszikel A-III-49_2, B.490). In die Gültbücher wurde der Kauf erst 1675 mit einer taxierten Gült von 1 Pfund 5 ß 10 d eingetragen (vgl. NÖLA, Gültbuch 19, 35r; NÖLA, Gültbuch 24, fol. 1347r). Der Hof wurde jedoch, da man nur geringen nuzen gefunden hatte, 1679 wieder an das Kloster Aldersbach zurückgestellt (StiA Lilienfeld, Alte Registratur Karton 2 A III, IV, Faszikel A-III-49_2, Schreiben des Frater Ignatius im Freihof Weinzierl 1693 Nov 14). Unstimmigkeiten über die Rückabwicklung – die beim Verkauf an Aldersbach übergebene Schuldobligation war nicht mehr auffindbar – verzögerten die Tilgung im Gültbuch, sodass Lilienfeld bis 1729 weiterhin die Gültgebühren leistete, aber in der Folge von Aldersbach zurückforderte (vgl. StiA Lilienfeld, Alte Registratur Karton 2 A III, IV, Faszikel A-III-49_2; vgl. NÖLA, Gültbuch 35, fol. 25r; vgl. NÖLA, Gültbuch 40, fol. 450r).
All diesen genannten Angaben ab 1574 widersprechen jedoch Eintragungen in Gültbüchern, Besitzerbogen Wasser- und Trautingerhof OM 99 und Alter Einlag Akten OM 124. Diesen Unterlagen gemäß ging der Hof in Gneixendorf 1593 vom Propst von Berchtesgaden in den Besitz von Ulrich Graf v. Hardegg über. Dessen Tochter Elena verkaufte ihn um 1617 an Caspar Haberkhorn aus Krems (Besitzer des Göglhauses, Obere Landstraße 1), der sich in der Folge als vom Zaunerhof zu Gneixendorf bez. (vgl. NÖLA, Gültbuch 9, fol. 199v; vgl. NÖLA, KG Krems 58/15, fol. 16r). 1652 wurde der Hof erstmals als Trautinger Hof bez. (vgl. NÖLA, Gültbuch 17, fol. 931r). Nach mehrmaligem Besitzerwechsel fielen 1736 der Trautinger Hof (und der Wasserhof) durch Exekution an Tobias Graf v. Sinzendorf, der beide Höfe an Julian Graf v. Veterani verkaufte und sich ab 1742 im Besitz seiner Tochter Maria Constantia Gräfin v. Mallenthein, geb. v. Veterani, befanden (vgl. NÖLA, Gültbuch 39, fol. 195r; vgl. NÖLA, Alte Einlag, Akten OM 124). Ab diesem Zeitpunkt blieben beide Höfe bis M. d. 19. Jhs. in der Hand jeweils desselben Besitzers.
Diese divergierenden Angaben deuten darauf hin, dass es sich um 2 verschiedene Gebäude gehandelt haben könnte: Beim Verkauf 1667 wurde die taxierte Abgabe des Minichhofs mit 1 Pfund 5 ß 10 d angegeben; der Gültbetrag des Trautinger Hofes wurde jedoch bei jeder weiteren Neueintragung mit 2 Pfund 4 ß 12 d angegeben (vgl. NÖLA, Gültbuch 17, fol. 931r; vgl. NÖLA, Gültbuch 17, fol. 936r; vgl. NÖLA, Gültbuch 17, fol. 267v; vgl. NÖLA, Gültbuch 31, fol. 238r; vgl. NÖLA, Gültbuch 39, fol. 195r). Somit dürfte es sich unter der Bezeichnung des Minichhofs um ein anderes Gebäude als jenes des Trautinger Hofs handeln.
Nach Pietrusky – er bezieht sich dabei auf den Trautinger Hof – erfolgte ab 1781 der Neubau des Hofes, da er davor infolge der neuen Dachsteuer abgedeckt und baufällig geworden war; der Kostenvoranschlag für den Neubau betrug 1.624 fl. Nach der Klosteraufhebung 1803 befand sich der Hof noch bis 1805 in Aldersbacher Besitz und diente als Alterssitz des Konventualen Benedikt Bauer (Prof. theolog. und phil.); 1806 wurde er an die Verwaltung der k.k. Staatsgüter-Administration im Namen des k.k. Cameralfonds übertragen (vgl. Pietrusky 2018, S. 46). Nach den Angaben im Gültbuch befand sich der Trautinger Hof (samt Wasserhof) hingegen von 1755 bis 1791 im Besitz der Grafen Locatelli (vgl. NÖLA, Gültbuch 45, N.335 – N. 99) und 1802 bis 1808 im Besitz von Friedrich Anton Reßler (vgl. NÖLA, Besitzerbogen Wasser- und Trautingerhof OM 99).
Der Wasserhof, der in der bisherigen Literatur ebenfalls als im Besitz von Aldersbach stehend bez. wird, gehörte nie zum Kloster Aldersbach. Der Abt von Baumgartenberg verkaufte 1606 den bereits zu diesem Zeitpunkt als Wasserhof bez. Hof an Leopold v. Pierbaum, den Bestandnehmer des Waidlinghofes in Neustift (vgl. NÖLA, Gültbuch 9, fol. 209r). Lediglich 1652 bis 1664 befanden sich der Wasser- und der Trautingerhof gemeinsam im Besitz des Bürgers Michael Ambstetter aus Langenlois, danach wurden die Höfe bis 1736 wieder getrennt (vgl. NÖLA, Gültbuch 17, fol. 931r).
Diese Unklarheiten beruhen vor allem auf dem Umstand, dass die nö. Landtafel, eine verlässliche Dokumentation des Grundbesitzes in NÖ, nicht mehr erhalten ist. Sie wurde 1927 beim Brand des Justizpalastes vernichtet. Die Gültbücher geben hingegen nur ungenügende Auskünfte und nennen bei Zu- und Abschreibungen meist nicht genau den Gegenstand der Veränderung. In dem um 1825 angelegten Besitzerbogen wurde wie bei den Gültbüchern die Vollständigkeit der Besitzerlisten und die Datierung der Besitzwechsel nur eingeschränkt dokumentiert.
Helga Schönfellner-Lechner, "Aldersbacher Hof 1" (Besitzgeschichte) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/54-aldersbacher-hof-1
1340 wird mit bruoder Rueger von Allerspach zu den tzeiten hofmaister tze Gnersendorf explizit ein Hofmeister genannt (StA Krems 1340 März 12).
Helga Schönfellner-Lechner, "Aldersbacher Hof 1" (Wirtschaftsgeschichte) Wachauer Klosterhöfe Online 2022,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/54-aldersbacher-hof-1
Die einst rechteckige, 90 x 196 m messende, NNO-SSW orientierte Hofanlage erstreckt sich zwischen Schloßstraße und Wasserhofstraße und ist heute teils von Nebengebäuden, einer partiell erhaltenen Hofmauer sowie Gartenflächen geprägt, die ein im östl. Drittel situiertes, kubisches Hauptgebäude umgeben. Die auf diese Weise ehem. vollständig abgegrenzte Einheit ist heute durch massive rezente Zubauten und v.a. Abrisse nicht mehr als solche zu erkennen. Im SW erstreckt sich auf der Parz. 91/4 ein 40 x 35 m großer, der Anlage ehem. zugehöriger Teich.
Im O ist entlang der Schloßstraße die etwa 2,5 m hohe Hofmauer gut erhalten. Aus dieser ragt mittig das stark sanierte Hauptportal hervor, das mit rundbogigem, auf schlichten Pfeilern ruhendem Werksteingewände über breiten Radabweisern ausgestaltet ist, welches von zwei massiven tuskischen Pilastern flankiert und einem, mit Satteldach eingedeckten, ungegliederten Giebelfeld abgeschlossen wird. Auf Letzterem ist eine Kartusche (sekundär?) angebracht, die ein bislang nicht identifiziertes Doppelwappen zeigt.
Mittig Im südöstl. Drittel befindet sich das Hauptgebäude der Anlage, das sich heute 2-geschoßig über annähernd quadratischem Grundriss mit jeweils drei Fensterachsen und einem hoch aufragenden Mansarddach zeigt. Die blassgelb-weiß getünchte, glatt verputzte Fassade ist einfach, mit weiß aufgemaltem Geschoßband, Eckquaderungen und aufgeputzten Fensterfaschen gegliedert. Im SO und SW springen die vermeintlich älteren sowie teils abgemauerten Fenstergewände des Halbkellergeschoßes asymmetrisch aus der Achsengliederung, was auf substantielle Veränderungen der Geschoßgliederung schließen lässt.
Das durch einen breiten Mittelflur gegliederte Erdgeschoß ist über 2 an den Enden des Flures in einer Achse sowie etwa 1 m erhöht liegende Portale im SW und NO erschlossen, auf die jeweils eine 4-stufige Treppe hinführt. Die sekundär ausgebrochenen Rechteckportale sind von breiten, aufgeputzten Pilastern mit weit hervorkragenden tuskischen Kapitellen flankiert. Darüber umgibt eine aufgeputzte Rundbogenfasche jeweils eine großzügige Oberlichte, die eine schmiedeeiserne Vergitterung, sowie im SW ein Buntglasfenster mit auf 2 roten Wappen blasonierten Initialien unter einer Krone zeigen. Das nordöstl. Portal wird zudem von zwei hochrechteckigen Spionfenstern flankiert. Als Türschwelle des SO-Portals ist ein stark abgetretener Epitaph aus Adneter Marmor mit nur noch schwach erkennbarem Kelch-Motiv spoliert eingelassen.
Links und rechts des durch eine Binnenmauer zu 2 Räumen abgetrennten Mittelflures erstreckt sich jeweils eine Flucht aus einem 2- und einem 1- achsigen Raum, wobei im SO durch eine sekundäre Abmauerung 3 Räume geschaffen wurden. Während ein Kreuzgratgewölbe den Flur überspannt, sind die Räume mit SW-MO-orientierten Gewölbetonne mit zu Kreuzgraten zusammengezogenen Stichkappen und aufgeputzten Graten versehen. Lediglich im nördl. Eckraum schneiden 3 auffällig schmale Stichkappen statt einer in das Gewölbe, wobei die Funktion dieser Form unklar bleiben muss. Im gesamten Erdgeschoß sind noch die historischen Fußböden erhalten, im Mittelflur sind kleinformatige Solnhofener-Platten im Diagonalverband, in den Seitenräumen breite Holzdielen verlegt.
In den Türsturz-Feldern sind im südöstl. Flurraum über den Binnenmauer-Türen drei halbplastische Reliefs als Sturzfelder eingelassen, die eine Jagdszene und Putten als Allegorie der Künste sowie als Akteure in einer bukolischen Szene zeigen. Das Kreuzgratgewölbe des Flures wurde im nordöstl. Drittel sekundär abgebrochen, um dem heute erhaltenen Stiegenhaus Raum zu schaffen: Dieses weist eine dreiläufige Holztreppe bis in das Dachgeschoß auf und wird von einer kassettierten Holzdecke abgeschlossen. Vom Stiegenhaus gelangt man über eine gewundene einläufige Steintreppe in den 1-räumigen Halbkeller, der über die Länge des Mittelflures verläuft und mit einer gedrückten Bruchsteintonne eingewölbt ist. An der nordöstl. Stirnmauer zeigt sich ein breiter Durchbruch, der mit losem Ziegelmauerwerk abgemauert wurde.
In das Obergeschoß gelangt man über das Stiegenhaus in einen, von diesem durch eine verglaste Holzwand zwischen tuskischen Säulen getrennten Vorraum, welcher 2 analog zum Erdgeschoß verlaufende Raumachsen im NW und SO sowie einen Verbindungsraum im SW erschließt. Letzterer zeigt – wie das gesamte Obergeschoß – noch die klassizistische Ausstattung der Oberflächen, Fenster und Öfen, die in den letzten 2 Jahrhunderten kaum verändert wurde. So haben sich im 1-Achsigen Raum vollständig Tapetenmalereien (auf dicht beschriebenen Papierbögen gemalt) erhalten, welche zwischen illusionistischen Architekturrahmungen aufwändig gestaltete Fantasie-Landschaften mit antikisierenden Tempel- und Stadt-architekturen zum einen und zum anderen eine Darstellung des Schaffhausener Rheinfalls mit dem Wörth-Schlösschen zeigen.
Über teils spätbarock, teils klassizistisch gestaltete Flügeltüren gelangt man in die seitlichen Raumachsen mit jeweils 3 (?) Räumen, die im Zuge der Begehung nur teilweise besichtigt werden konnten. Im SO erstreckt sich ein 1-achsiger Raum, der einen von 2 tuskischen Säulen gestützten Unterzug aufweist. Im NW folgen in einer Enfilade 3 Räume, die mit bemalten Deckenspiegel und Tapeten ausgestattet sind. In allen Räumen haben sich die historischen Tafel-Parkettböden erhalten.
Die am Rande der umgebenden Gartenanlage verlaufende Nebenbebauung besteht aus 1-geschoßigen, mit Satteldach gedeckten, traufständige Gebäuden, die im NW der Anlage rezent abgebrochen wurden, während die Bauten im W und S noch erhalten sind, jedoch nicht begangen werden konnten. Am Franziszeischen Kataster (Mappenblatt von 1822) zeigt sich die Bebauung entlang der Wasserhofstraße in Form einer schmalen traufständigen Gebäudezeile mit hofseitig einspringenden Eckrisaliten. Entlang der westl. Parzellengrenze läuft ein weiterer schmaler Bau gegen eine breiter gelagerte Halle oder einem Scheunenbau, der heute noch erhalten ist und in den Hof ragend um einen Quertrakt unbekannter Zeitstellung erweitert wurde. In der südl. Hälfte des Hofes lag mittig ein groß angelegtes, kreisrundes Becken, das heute abgekommen ist.
Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Aldersbacher Hof 1" (Baubeschreibung) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/54-aldersbacher-hof-1
Aufgrund der starken Überformung des Gebäudes im 18. und 19. Jh. lassen sich kaum bauhistorische Hinweise festmachen, welche die schwierige Quellenlage rund um die frühere Baugeschichte des Trautinger Hofes im Kontext eines Klosterhofes ergänzen könnten. Auch die aus Bruchsteinen ausgeführten Mauern im Keller- und Erdgeschoß des Hauptgebäudes lassen sich ohne freiliegendes Mauerwerk, resp. dessen eingehender Untersuchung nicht als Indiz für einen älteren Baukern heranziehen.
Als frühester identifizierbarer baulicher Bestand ist damit die Raumstruktur im Erdgeschoß zu nennen, die aufgrund der Gewölbeformen dem sp. 16. oder 17. Jh. zugewiesen werden kann. Spätestens für diese Zeit, in der sich eine klösterliche Nutzung greifen lässt, ist ein freistehendes, zumindest 1-geschoßiges Gebäude auf quadratischem Grundriss zu fassen. Im Dachgeschoß noch erkennbare Reste älterer Fensterbögen weisen auf eine gegenüber dem heutigen Bestand ältere Obergeschoßphase mit Flachdecke, die sich zeitlich allerdings nicht genauer eingrenzen lässt.
Auf der Josephinischen Landesaufnahme (Aufnahme in den 1770er-1780er Jahren) ist die Anlage bereits mit Umfassungsmauer und zugehörigen Nebenbauten verzeichnet. Bemerkenswerterweise wird der Hauptbau hier als kompakte 4-Flügel-Anlage mit kleinem Innenhof dargestellt, was entweder auf einen Darstellungsfehler oder auf einen ehem. deutlich größeren Hauptbau deuten könnte. Im Zuge der Begehungen konnten hierfür allerdings keine weiteren Hinweise beobachtet werden.
Für die Funktion eines Klosterhofes war die inmitten der Gneixendorfer Weingärten gelegene Anlage mit der urspr. großen Zahl an Neben- oder Wirtschaftsbauten überaus geeignet. Das Hauptgebäude hätte hierbei als Verwaltungs- oder Residenzgebäude dienen können.
Der, den Charakter der Anlage bis heute prägende, Ausbau mit repräsentativen Wohnräumen im Obergeschoß samt malerischer Ausstattung erfolgte am Ende des 18. oder zu Beginn des 19. Jhs., wie die klassizistischen Ausstattungsformen nahelegen. Deren romantischer, antikisierender Charakter sowie das Fehlen jeglicher sakral konnotierten Ausstattung lassen eine entsprechende Umbautätigkeit erst nach dem Übergang in weltlichen Besitz annehmen. Aufgrund der Verwechslungsproblematik mit dem angrenzenden Wasserhof lässt sich auch dieser Zeitpunkt historisch nicht eindeutig festmachen.
Bis vor kurzem ist der sog. Trautinger Hof von den gravierenden Auswirkungen moderner Bautätigkeit in erstaunlicher Weise verschont geblieben. Aufgrund der konsequenten Abbrüche der Nebengebäude droht der Charakter eines Wirtschaftshofes immer mehr abhanden zu kommen, der in Ansätzen noch an die klösterliche Vergangenheit des sog. Beethovenhauses zu erinnern vermochte.
Alarich Langendorf / Andreas Steininger, "Aldersbacher Hof 1" (Bauhistorische Interpretation) Wachauer Klosterhöfe Online 2023,
https://wachauer-klosterhoefe.at/klosterhof/54-aldersbacher-hof-1
Der Archivbestand des Klosters Aldersbach befindet sich im Bayerischen Hauptstaatsarchiv in München. Der Bestand ist nur sehr grob über die Findbücher erschlossen und enthält keine eigene Verzeichnungseinheit die Besitzungen in Österr. betreffend. Einzig bei den verzeichneten Urbaren beziehen sich einzelne dezidiert auf die österr. Besitzungen (vgl. BayHStA, KL Aldersbach 59–62) und umfassen den Zeitraum vom 14. bis zum 17. Jh. Ein Teil des Archivbestandes (Urkunden und Rechnungsbücher) wurde von Ulrich Pietrusky ausgewertet, der sich mit der klösterlichen Weinproduktion auseinandersetzte (vgl. Pietrusky 2018). Ein Großteil des Urkundenbestandes ist über monasterium.net online zugänglich. Eine systematische Durchsicht der überlieferten Rechnungen ist bisher noch nicht erfolgt.
Daneben bieten die in den einschlägigen Archiven der Region überlieferten Urkunden, Gült- und Grundbücher, wie etwa im Stadtarchiv Krems, im Diözesanarchiv St. Pölten und im Niederösterreichischen Landesarchiv, Informationen zur Liegenschaft.
Bayerische Akademie der Wissenschaften, Hg., Monumenta Boica, Bd. 5, München 1765.
BayHStA, KU Aldersbach 1140.
BayHStA, KU Aldersbach 1214 März 23.
BayHStA, KU Aldersbach 1283 Mai 17.
BayHStA, KU Aldersbach 1283 Juni 18.
BayHStA, KU Aldersbach 1624 Feb 8.
BayHStA, KU Aldersbach 1665 Okt 30.
Bezirksgericht Krems, Grundbuch Gneixendorf I.
DASP, Pfarr- und Klosterakten, Bücher, Nr. 19, GB Ethf 1470.
Johann v. Frast, Hg., Das „Stiftungen-Buch“ des Cistercienser-Klosters Zwetl, Wien 1851.
NÖLA, Alte Einlag, Akten OM 124.
NÖLA, Besitzerbogen Wasser- und Trautingerhof OM 99.
NÖLA, BG Krems 27/2 Grundbuch der Stadt Krems 1830–1850.
NÖLA, Gültbuch 9.
NÖLA, Gültbuch 17.
NÖLA, Gültbuch 19.
NÖLA, Gültbuch 24.
NÖLA, Gültbuch 35.
NÖLA, Gültbuch 39.
NÖLA, Gültbuch 40.
NÖLA, Gültbuch 45.
NÖLA, KG Krems 58/4 Grundbuch E 1545–1588.
NÖLA, KG Krems 58/15 Gewährsbuch Eisenthür Stiftsherrschaft 1616–1634.
NÖLA, KG Krems 69/17 GB Freihof Weinzierl 1568–1615.
NÖLA, KG Krems 69/18 GB Freihof 1615–1687.
NÖLA, KG Krems 69/19 GB Freihof Weinzierl 1688–1733.
NÖLA, KG Krems 69/20 GB Freihof Weinzierl 1733–1836.
NÖLA, KG Krems, 69/41 Gewährbuch Gut Weinzierl 1768–1803.
NÖLA, KG Krems 116/6 Grund- und Dienstbuch Krems 1733–1829.
NÖLA, StA Urk. Nr. 5.310 – 1574 Dez 16.
StaA Krems 1340 März 12.
StiA Lilienfeld, Alte Registratur Karton 2 A III, IV, Faszikel A-III-49_2, B.490.
StiiA Lilienfeld 1574 Feb 24.
Ulrich Pietrusky, Das Kloster Aldersbach und sein Osterwein, Vilshofen 2018.